Junge, wilde Energie!

Mist von drei Kühen reicht für den Strom eines Haushalts

Interessantes erfuhren die Kinder beim Ferienprogramm der Energieinitiative Rhön-Grabfeld. Diese hatte zu einem Nachmittag in die Biogasanlage nach Bad Königshofen eingeladen. Sabine Rhein und Monika Leu übernahmen die Betreuung der jungen Gäste und dankten Matthias Klöffel, Geschäftsführer der Bioenergie Bad Königshofen GmbH & Co. KG. Er berichtete, dass 37 Landwirte 2006 als ein Gemeinschaftsprojekt die Anlage initiierten. Heute versorgt sie nicht nur den Heilwassersee und die FrankenTherme in Bad Königshofen, sondern auch das Schulviertel und weitere Haushalte im Stadtbereich, sowie das Rathaus mit Wärme. Das alles erfuhren die Kinder und auch, dass drei Kühe so viel Mist erzeugen, dass dies nach der Verarbeitung in der Biogasanlage ausreicht, um einen Haushalt mit Strom zu versorgen.

Zunächst aber gab Sabine Rhein Einblicke in die verschiedenen Energiearten. Die Kinder wussten, dass dazu Kohle und Gas und auch die Atomkraft gehören, ebenso die Wasserkraft, wie ein Junge ergänzte. „Genau, das habe ich fast vergessen,“ lachte Sabine Rhein und sagte, dass dies die fossile Energie ist. Seit vielen Jahrzehnten setze man in Deutschland aber auf die erneuerbare Energie, bei der kein CO2 frei wird. „Wir denken weiter und nutzen deshalb eben den Wind, die Sonne und auch das Wasser.“ Schnell beantwortet war die Frage, wann denn die meiste Energie gebraucht wird, vor allem in den Morgen- Mittag und Abendstunden. „Was aber, wenn die Sonne nicht scheint, der Wind nicht weht und das Wasser nicht mehr die notwendige Kraft liefert? „Da brauchen wir dann solche Anlagen wie hier bei uns in Bad Königshofen und anderen Standorten im Landkreis.“

Wie die Anlage funktioniert, das erfuhren die Kinder von Matthias Klöffel. Der sagte, dass in der Biogasanlage nachwachsende Rohstoffe und tierische Nebenprodukte, so zum Beispiel Gülle und Mist zu Biogas vergoren werden. Die angelieferten Rohstoffe bestehen ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen der Landwirtschaft. Dazu gehörte in diesem Jahr auch die Wintergerste, die aufgrund der Spätfröste im April keine Ähren ausbildeten und damit nutzlos für die Landwirte war. Die für den Betrieb eingesetzten Feststoffe werden in Silos einsiliert. Von hier wird täglich eine gewisse Menge in einen Schubcontainer, gegeben. „Das ist, wie bei Euch zu Hause, wenn ihr dann eine Dose Sauerkraut habt und wollte es essen, öffnet ihr die Dose und genauso ist es bei uns.“ Über den Tag verteilt wird der Fermenter mit Substrat beschickt. Dort wird das Biogas, überwiegend Methangas produziert und zwar von Milliarden von Bakterien. „Sie pupsen und rülpsen wie die Tiere und dadurch entsteht Biogas,“ erklärte Mathias Klöffel. Das sammelt sich dann in den Kuppeln die sich entsprechend aufblasen. Überschüssiges Gas wird in den Gasspeichern gesammelt, um eine kontinuierliche, von Schwankungen unabhängige Gaszufuhr zu sichern, und anschließend den Gasmotoren zugeführt.

Das sind zwei 800 PS und zwei 1.200 PS starke spezielle große Motoren, so groß wie Schiffsmotoren, die dann einen Generator antreiben, der wiederum Strom erzeugt. Pro Jahr werden in der Biogasanlage Bad Königshofen rund 12 Millionen Kilowatt Strom erzeugt. Der würde für rund 4.000 Haushalte, also eigentlich für alle Häuser in Bad Königshofen ausreichen. Die Kinder erfuhren weiter, dass Kühlwaser mit einer Temperatur von 90 Grad, sowie das Abgas mit über 400 Grad für das Nahwärmenetz der Biomasse-Wärmeversorgung Bad Königshofen genutzt wird. Der größte Abnehmer ist die nahe gelegene Frankentherme. Beheizt wird der erste Heilwassersee Deutschlands sowie das angrenzende Gesundheits- und Erlebnisbad. Mittlerweile sind Schulviertel, Kurhäuser und auch Privathaushalte in Bad Königshofen als Abnehmer dazu gekommen.

Schnell beantwortet hat Mathias Klöffel die Frage, was es denn mit einer Flamme auf sich hat, die man ab und zu an der Biogasanlage entdeckt. „Das ist ganz, ganz selten, denn wenn die Notgasfackel brennt, haben wir zu viel Gas, das dann darüber verbrannt wird.“ Damit entweicht das Gas nicht in die Luft, sondern kann kontrolliert verbrannt werden. Interessant für die Kinder dann der Rundgang. Da konnten sie über sogenannte „Bullaugen“ in die Fermenter sehen und erlebte, wie es blubberte, was zeigte, dass die Bakterien arbeiteten. Laut wurde es im Motorenraum, denn die vier großen Motoren erzeugen nicht nur Wärme sondern sind vor allem recht laut. Schließlich der Blick in einen Bereich, in dem Computer stehen und man an Bildschirmen die Anlage überwachen kann. Im Anschluss an den Rundgang blieb dann noch Zeit für ein Eis und um einen Energiekompass zu basteln. Damit konnten durch Drehen zweier Scheiben Aufgaben zum Thema Energiewende lösen. Mit dem Fangspiel „Wer hat Angst vor wilder junger Energie, endete der Nachmittag. Damit hatten die Kinder zu Hause sicherlich von vielen interessanten Informationen zu berichteten.


Erste Aktion der „Jungen Wilden Energie“

Am 20. Juni trafen sich umweltbewusste Jugendliche mit Sabine Rhein, um eine erste Aktion zu starten. Man traf sich am Kriegerdenkmal in Bad Königshofen und ging dann gemeinsam zum Gelände der Stadt, wo eine Baumpflanzaktion stattfinden sollte. Dafür hatte Sabine Rhein bereits Kopfweiden vorgezogen, sie Setzlinge hatten also schon Wurzeln.

Kopfweiden sind eine wundervolle Verbindung zwischen altem Kulturgut (Korbflechten) und Naturschutz (Lebensräume für Insekten und Vögel). Leider sieht man kaum noch welche; Sie machen Arbeit, weil sie geschnitten werden müssen und sie stehen im Weg.

Die Junge Wilde Energie hat nun in einer Samstagvormittag-Aktion 30 Weiden in Bad Königshofen gepflanzt. Die Arbeit war schnell gemacht und alle, die dabei waren, hatten großen Spaß.

In zwei, drei Jahren müssen die gepflanzten Weiden wohl zum ersten Mal geschnitten werden. Es wäre schön, bis dahin noch viele Aktionen zum Thema Energiewende und Umweltschutz durchzuführen und jeder, der Lust hat mitzuhelfen ist herzlich willkommen.

Leider hat im Nachhinein ein benachbarter Bauer gegen die Pflanzung protestiert, weil er das Gelände mitbewirtschaftet hatte. So musste ein neuer Standort gefunden werden, obwohl alles vorher abgesprochen war. Die Bäume werden vom Bauhof umgepflanzt.


Da geht was! Wir suchen Jugendliche, die mitmachen!

Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der sich dem Umwelt- und Klimaschutz und den erneuerbaren Energien widmet. Durch Aktionen, Veranstaltungen und Exkursionen versuchen wir, Informationen zu verbreiten und das Bewusstsein zu wecken, dass jeder etwas für die Umwelt und damit für die zukünftigen Generationen tun kann. Es gibt nur eine Erde – die müssen wir bewahren und nicht ausbeuten und verwüsten.

Wir brauchen immer neue Ideen und kreative Köpfe, um unsere Ziele zu erreichen, deshalb wollen wir eine Jugendgruppe gründen, die sich spontan zu unterschiedlichen Aktionen trifft und sich einbringt.

Die Energie-Initiative ist parteilos und neutral, ein Beitritt zum Verein ist keine Bedingung, um mitzumachen!

Ansprechpartnerin für die Jugendgruppe ist Sabine Rhein in Bad Königshofen, Tel. 0163 390 73 94 oder erreichbar unter rhein.s@gmx.de